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Die Ausbreitung und Folgen der Salamanderpest in Deutschland
Hintergrund
Infizierter, toter Feuersalamander auf einem Friedhof in Essen, NRW (© Miguel Vences)Auf der Abbildung sieht man einen toten Feuersalamander auf einer Mauer eines Friedhofes liegen.
Der für die Salamanderpest verantwortliche Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) ist seit knapp 10 Jahren in Europa bekannt. Nachdem der Pilz 2013 an toten Feuersalamandern in den Niederlanden und Belgien entdeckt und beschrieben wurde, kam es zu weiteren Nachweisen in Deutschland und Spanien.
Deutschland gilt als „Bsal-Hotspot“ mit über 50 Nachweisen verteilt auf die Eifel, das Ruhrgebiet und Bayern. Nach bisherigen Erkenntnissen befällt der Pilz Salamander und Molche. Während beim Feuersalamander die Infektion immer tödlich endet, können Molche erkranken, sterben aber nicht zwangsläufig. Die Ausbreitung und Auswirkungen des Pilzes auf unsere heimische Schwanzlurche sind bisher noch nicht ausreichend erforscht.
Das Projekt
Aktuelle Verbreitung von Bsal in Deutschland (blau) und angrenzender Länder (schwarz)(verändert nach Lötters et al. 2020)Auf der Karte ist die Verbreitung von Bsal in Deutschland und den angrenzenden Ländern angegeben.
Der vermutlich aus Asien nach Mitteleuropa eingeschleppte Salamander-Hautpilz (Bsal) stellt eine ernsthafte Bedrohung für die nationale und internationale Vielfalt von Schwanzlurchen dar. Untersuchungen in den Grenzregionen zu Belgien und den Niederlanden führten zu ersten Nachweisen von Bsal an Feuersalamandern und Molchen in Deutschland. Wie der Pilz sich tatsächlich ausbreitet ist noch weitestgehend unbekannt. Verschiedene Verbreitungswege der Pilzsporen sind denkbar: Bsal kann sich aktiv über bewegliche Sporen im Wasser fortbewegen und/oder sich passiv über unbewegliche Sporen durch Anhaftung an diverse Träger ausbreiten. Solche Träger können andere Amphibien, weitere Wildtiere (z.B. Wildschweine, Wasservögel) und letztlich auch wir Menschen (z.B. über Schuhe, Fahrzeuge) sein.
Die alarmierende Verbreitung und die Unwissenheit über den Einfluss des Hautpilzes auf die Amphibienvielfalt unterstreichen die Dringlichkeit des in 2018 gestarteten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens (F&E-Vorhaben). Auf der Grundlage von Freilandarbeiten wird die tatsächliche Ausbreitung von Bsal in Deutschland und die Entwicklung infizierter Bestände erforscht. Neben der Diagnostik im Labor, ist eine intensive Öffentlichkeitsarbeit von zentraler Bedeutung. Einerseits können so weitere betroffene Tiere identifiziert werden. Andererseits wird die Öffentlichkeit in Hinblick auf die mögliche passive Verschleppung der Krankheit sensibilisiert.
Ein von Bsal befallener Feuersalamander mit sichtbaren Hautläsionen (© Miguel Vences)Auf der Abbildung sieht man einen Feuersalamander, der sichtbare Hautläsionen hat.
Seit Projektstart wurden erwachsene Feuersalamander in der Eifel in NRW und RLP auf den Hautpilz hin untersucht. Zusätzlich wurde die Anzahl der Nachkommen über die Jahre beobachtet. Die Einrichtung einer bundesweiten Kontaktstelle dient Bürger und Bürgerinnen als Meldestelle für auffällige oder tote Tiere. Darüber hinaus wurden Hygienestandards für Feldbiologen und -biologinnen, als auch für gewerbliche und private Halter von Amphibien weiterentwickelt und erste Erkenntnisse in Fachzeitschriften und auf Tagungen veröffentlicht. Zum Projektende hin werden alle Daten in einem BfN-Skript der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Es soll den Bundesländern als Leitfaden zum Umgang mit Bsal dienen und Handlungsempfehlungen sowie Vorsorgemaßnahmen aufzeigen. Eine Abschlussveranstaltung zur Information und Schulung relevanter Akteure ist für das Frühjahr 2021 vorgesehen.
Ausblick
Einem Feuersalamander wird mithilfe von Wattestäbchen ein Hautabstrich genommen
(Foto © Vanessa Schulz)Auf der Abbildung sieht man eine Person, die einen Feuersalamander festhält und eine andere Person, die mit Wattestäbchen einen Abstrich nimmt.
Um den Einfluss des Hautpilzes auf Salamander und Molche zu verstehen müssen die laufenden Untersuchungen fortgeführt und ausgedehnt werden. Es ist wichtig, bundesweit stichprobenartig sowohl Alpen- und Feuersalamander als auch Molche, speziell den europaweit gefährdeten Kammmolch, auf einen Pilzbefall hin zu untersuchen. Die Hygieneregeln bei der Feldarbeit müssen verpflichtend und die Öffentlichkeitsarbeit muss bundesweit intensiviert werden, um der Ausbreitung entgegenzuwirken. Regionale Ansprechpartner und -partnerinnen für Bürger und Bürgerinnen sollten benannt werden. Im Hinblick auf ein drohendes Aussterbeereignis des Feuersalamanders sollte eine Erhaltungszucht aufgebaut werden, um die Art zu erhalten und für Wiederansiedlungen zu züchten.
Publikationen/weiterführende Links
Canessa, S., C. Bozzuto, E.H. Campbell Grant, S.S. Cruickshank, M.C. Fisher, J.C. Koella, S. Lötters, A. Martel, F. Pasmans, B.C. Scheele, A. Spitzen-van der Sluijs, S. Steinfartz & B.R. Schmidt (2018): Decision making for mitigating emerging wildlife diseases: from theory to practice. Journal of Applied Ecology 55: 1987-1996.
Dalbeck et al. 2018: Die Salamanderpest und ihr Erreger Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal): aktueller Stand in Deutschland. – Zeitschrift für Feldherpetologie, 25: 1–22.
Lötters et al. 2018: First report of host co-infection of parasitic amphibian chytrid fungi. – Salamandra, 54: 287–290.
Sabino-Pinto, J., Veith, M., Vences, M. & Steinfartz, S. (2018): Asymptomatic infection of the fungal pathogen Batrachochytrium salamandrivorans in captivity. Scientific Reports 8: 11767.
Schulz et al. 2019: Ausbreitung der Salamanderpest in Nordrhein-Westfalen. – Natur in NRW, 2018: 26–30.
Thomas, V., Wang, Y., Van Rooij, P., Verbrugghe, E., Baláz, V., Bosch, J., Cunningham, A.A., Fisher, M.C., Garner, T.W.J., Gilbert, M.J., Grasselli, E., Kinet, T., Laudelout, A., Lötters, S., Loyau, A., Miaud, C., Salvidio, S., Schmeller, D.S., Schmidt, B.R., Spitzen-van der Sluijs, A., Steinfartz, S., Veith, M., Vences, M., Wagner, N., Canessa, S., Martel, A. & Pasmans, F. (2019): Mitigating Batrachochytrium salamandrivorans in Europe. Amphibia-Reptilia 40: 265-290.
Wagner et al. 2019a: Aktuelle Erkenntnisse zum Status der Salamanderpest in Deutschland. – Natur und Landschaft, 94: 463–471.
Wagner et al 2019b: Aktueller Kenntnisstand zur Verbreitung des Erregers der Salamanderpest (Batrachochytrium salamandrivorans) in Rheinland-Pfalz. – Dendrocopos, 46: 35–66.
Lötters et al. 2020a: The amphibian pathogen Batrachochytrium salamandrivorans in the hotspot of its European invasive range: past – present – future. – Salamandra, 56: 173-188.
Lötters et al. 2020b: Bsal-driven salamander mortality pre-dates the European index outbreak. – Salamandra, 56: 239–242.
Sandvoß et al. 2020: Spread of the pathogen Batrachochytrium salamandrivorans and large-scale absence of larvae suggest unnoticed declines of the European fire salamander in the southern Eifel Mountains. – Salamandra, 56: 215–226.
Schulz et al. 2020: Batrachochytrium salamandrivorans in the Ruhr District, Germany: history, distribution, decline dynamics and disease symptoms of the salamander plague. – Salamandra, 56: 189–214.
Vences, M. & S. Lötters (2020): The salamander plague in Europe – a German perspective. — Salamandra, 56: 169-171.
Wagner, N., W. Harms, F. Hildebrandt, A. Martens, S.L. Ong, K. Wallrich, S. Lötters & M. Veith (2020a): Do habitat preferences of European fire salamander (Salamandra salamandra) larvae differ among landscapes? A case study from Western Germany. — Salamandra, 56: 254-264.
Wagner, N., S. Lötters, L. Dalbeck, H. Düssel, M. Guschal, K. Kirst, D. Ohlhoff, J. Wegge, T. Reinhardt & M. Veith (2020b): Long-term monitoring of European fire salamander populations (Salamandra salamandra) in the Eifel Mountains (Germany): five years of removal sampling of larvae. — Salamandra, 56: 243-253.
BfN-Webseite Artenschutz
Webseite Bsal Europe
Laufzeit
Januar 2018 bis Februar 2021
Förderprogramm
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
Projektnehmer
Universität Trier
Technische Universität Braunschweig (bis April 2019)
Universität Leipzig (ab Mai 2019)
Biologische Station Düren
Biologische Station StädteRegion Aachen e.V.
Fachbetreuung im BfN
Dr. Timm Reinhardt, FG II 1.1
Weitere Informationen
Auf der Abbildung ist das Logo der Universität Trier abgebildet.
Universität Trier
Auf der Abbildung ist das Logo der Technischen Universität Braunschweig abgebildet.
Technische Universität Braunschweig
Auf der Abbildung ist das Logo der Universität Leipzig abgebildet.
Universität Leipzig
Auf der Abbildung ist das Logo der Biologischen Station Düren abgebildet.
Biologische Station Düren
Auf der Abbildung ist das Logo der Biologischen Station StädteRegion Aachen e.V. abgebildet.
Biologische Station StädteRegion Aachen e.V.
Letzte Änderung: 29.09.2020
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Experten in Deutschland
Hautpilz bedroht Feuersalamander
Experten warnen vor einem gefährlichen Hautpilz bei
Feuersalamandern, der sich in Deutschland zuletzt schnell
verbreitet hat.
"Wenn der Pilz sich weiter ausbreitet wie
bisher und die Maßnahmen so begrenzt und ineffektiv sind,
dann wird der Feuersalamander nur stellenweise überleben
können", sagte Sebastian Steinfartz, Evolutionsbiologe an
der Uni Leipzig, der Deutschen Presse-Agentur.
Von dem großen Vorkommen der unter Naturschutz stehenden Amphibie
werde dann nicht viel übrig bleiben.
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