Wenn Fische schreien könnten...

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TSV Cordula
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Wenn Fische schreien könnten...

Beitrag von TSV Cordula »

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Birgitt Darau [mailto: bdarau@web.de ]
Gesendet: Sonntag, 19. September 2010 18:52
Betreff: Wenn Fische schreien könnten



Grausames Leid und oft vergessen...



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Wenn Fische schreien könnten

Peter Singer

2010-09-13

PRINCETON – Als Kind nahm mich mein Vater immer zu Spaziergängen entlang
eines Flusses oder zum Strand mit. Wir kamen an Anglern vorbei, die
ihre Angelschnüre einzogen, an deren Enden zappelnde Fische hingen.
Einmal sah ich einen Mann, wie er einen kleinen, noch lebenden Fisch aus
einem Eimer holte und ihn als Köder am Angelhaken aufspießte. .

Ein anderes Mal, als wir an einem beschaulichen Flüsschen entlang
spazierten, sah ich einen Mann, der dasaß und, offensichtlich zufrieden
mit sich und der Welt, seine Angel beobachtete, während neben ihm
Fische, die er schon gefangen hatte, hilflos an der Luft zappelten. Mein
Vater sagte zu mir, dass er nicht verstehe, wie jemand den Nachmittag
genussvoll damit verbringen könnte, Fische aus dem Wasser zu holen und
sie langsam sterben zu lassen.

Diese Kindheitserinnerungen wurden wach, als ich auf fishcount.org.uk
den bahnbrechenden Bericht Worse things happen at sea: the welfare of
wild-caught fish über das Leiden der Tiere im Fischfang las. In den
meisten Teilen der Welt wird akzeptiert, dass man Tiere zur
Nahrungsproduktion so töten soll, dass sie nicht leiden. Regelungen für
die Schlachtung sehen vor, dass die Tiere vorher betäubt werden, dass
der Tod sofort oder, im Falle ritueller Schlachtungen, so unmittelbar
einzutreten hat, wie es die religiösen Vorschriften erlauben.

Für Fische gilt das nicht. Humane Schlachtvorschriften gibt es für
Wildfische, die im Meer gefangen oder getötet werden, ebenso wenig wie
für die meisten Zuchtfische. Mit Schleppnetzen gefangene Fische werden
an Bord der Schiffe ausgekippt, wo man sie ersticken lässt. Das
Aufspießen von lebenden Köderfischen auf Angelhaken ist eine weit
verbreitete Praxis im kommerziellen Fischfang. Bei der
Langleinenfischerei beispielsweise befinden sich hunderte oder sogar
tausende Haken auf einer einzigen Leine, die zwischen 50 und 100
Kilometer lang sein kann. Wenn die Fische den Köder fressen, bleiben sie
viele Stunden an diese Leine hängen, bevor sie eingezogen wird.

In der kommerziellen Fischerei werden häufig auch Kiemennetze eingesetzt
– senkrecht im Wasser hängende Netze mit feinfädigen Maschen, in denen
sich die Fische oft mit den Kiemen verheddern. Dabei ersticken sie
vielfach, weil sie mit zusammengeschnürten Kiemen nicht atmen können.
Wenn sie nicht ersticken, bleiben sie über Stunden gefangen, bis die
Netze eingezogen werden.

Die alarmierendste Enthüllung in diesem Bericht ist aber die
atemberaubende Zahl von Fischen, die wir Menschen auf diese Art töten.
Alison Mood, die Autorin des Berichts, hat eine Berechnung vorgelegt,
die man als die erste systematische Schätzung aller jährlich gefangenen
Wildfische betrachten kann. Dazu dividierte sie die bekannten Tonnagen
verschiedener gefangener Fischarten durch das geschätzte
Durchschnittsgewicht jeder Fischart. Die errechnete Zahl bewegt sich
ihren Angaben zufolge in der Größenordnung von einer Billion, wobei die
Zahl auch bei 2,7 Billionen liegen könnte.

Um dies zu verdeutlichen: Die Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der UNO schätzt, dass jedes Jahr 60
Milliarden Tiere für den Verzehr durch Menschen getötet werden. Das sind
9 Tiere für jeden Menschen auf diesem Planeten. Rechnen wir mit Moods
niedrigerer Schätzung von einer Billion, wäre die vergleichbare Zahl im
Fall der Fische 150. Darin sind jedoch Milliarden illegal gefangener
Fische ebenso wenig enthalten, wie jene, die mitgefischt, aber nicht
gebraucht und deshalb weggeworfen werden. Auch lebende Köderfische sind
nicht mitgezählt.

Viele dieser Fische werden indirekt konsumiert – als Fischmehl, das
Hühnern oder Fischen in der Agrarindustrie verfüttert wird. Auf einer
typischen Lachsfarm werden für jedes produzierte Kilo Lachs 3 bis 4
Kilogramm Wildfisch verfüttert.

Nehmen wir einmal an, diese Fischerei wäre tragbar, was sie natürlich
nicht ist. In diesem Fall wäre es beruhigend zu wissen, dass Tötung in
diesem Ausmaß keine Rolle spielt, weil Fische keinen Schmerz spüren.
Aber die Nervensysteme von Fischen sind jenen von Vögeln und Säugetieren
so ähnlich, dass alles auf Schmerzempfindlichkeit hindeutet. Wenn
Fische etwas spüren, das anderen Tieren Schmerzen bereitet, legen sie
ein Verhalten an den Tag, das auf Schmerzen hindeutet und diese
Verhaltensänderung kann mehrere Stunden anhalten. (Es ist ein Mythos,
dass Fische ein kurzes Gedächtnis haben.) Fische lernen, unangenehme
Erfahrungen wie Elektroschocks zu vermeiden. Und Schmerzmittel
verringern die Schmerzsymptome, die sie andernfalls zeigen würden.

Victoria Braithwaite, Professorin für Fischerei und Biologie an der
Pennsylvania State University, hat mit der Erforschung dieser Frage
wahrscheinlich mehr Zeit verbracht als alle anderen Wissenschaftler. In
ihrem jüngsten Buch Do Fish Feel P a i n ? zeigt sie, dass Fische nicht nur
Schmerz empfinden können, sondern auch sonst viel klüger sind, als die
meisten Menschen glauben. Letztes Jahr kam ein wissenschaftliches
Gremium der Europäischen Union überein, dass die Mehrheit der Beweise
darauf hindeutet, dass Fische Schmerz spüren können.

Warum sind Fische die vergessenen Opfer auf unseren Tellern? Weil sie
Kaltblüter und mit Schuppen bedeckt sind? Wie immer die Erklärung auch
lautet: Die Beweise häufen sich, dass die kommerzielle Fischerei ihnen
unvorstellbare Schmerzen und Leiden zufügt. Nun müssen wir lernen,
Wildfische auf humane Weise zu fangen und zu töten – oder, wenn das
nicht möglich ist, weniger grausame und nachhaltigere Alternativen für
den Fischverzehr zu finden.

Peter Singer ist Professor für Bioethik an der Universität Princeton und
Honorarprofessor an der Universität Melbourne. Zu den von ihm
verfassten Büchern zählen Die Befreiung der Tiere, Praktische Ethik,
Verteidigt die Tiere und Leben retten.

Copyright: Project Syndicate, 2010.

www.project-syndicate.org

Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier

Ein Podcast dieses Kommentars in englischer Sprache finden Sie unter:

http://media.blubrry.com/ps/media.libsy ... nger66.mp3

http://www.project-syndicate.org/commen ... r66/German
Tierliebe Grüße
Cordula Lützenkirchen und die 4-beinige Rasselbande :0))

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